Legasthenie und Dyskalkulie verstehen: 30 wichtige Fragen und Antworten für Eltern und Lehrer
Wie Sie Kinder mit Lernschwierigkeiten effektiv unterstützen können
Einleitung
Stellen Sie sich vor, Ihr Kind ist neugierig, intelligent und voller Potenzial, aber beim Lesen, Schreiben oder Rechnen stößt es auf unerklärliche Hindernisse. Die Leistungen in der Schule spiegeln nicht das wider, was Sie von ihm kennen. Als Eltern oder Lehrer fragen Sie sich besorgt: “Warum hat mein Kind solche Schwierigkeiten?”
Legasthenie und Dyskalkulie sind weit verbreitete Phänomene, die oft missverstanden werden. Dieser Blogartikel beantwortet 30 entscheidende Fragen zu diesen Lernherausforderungen, um Ihnen zu helfen, betroffene Kinder besser zu verstehen und sie gezielt zu unterstützen.
1. Was ist Legasthenie?
Als Legasthenie bezeichnet man die Problematik, wenn es bei offensichtlich intelligenten Kindern zu einer Diskrepanz zwischen ihren allgemeinen Leistungen und den Leistungen, die sie im Schreib- und Lesebereich erbringen, kommt, welche genetische Ursachen hat.
2. Was sind die Ursachen einer Legasthenie?
Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass eine Legasthenie zu einem großen Teil genetisch bedingt ist. Bisher wurden sechs Regionen auf den Chromosomen 1, 2, 3, 6, 15 und 18 identifiziert, die die Lese- und Rechtschreibfähigkeit indirekt beeinflussen. Diese Erbinformationen verursachen differente Sinneswahrnehmungen, die legasthenen Menschen Probleme beim Erlernen des Schreibens, Lesens und/oder Rechnens bereiten. Es ist wichtig, ein Verständnis für die Ursachen zu entwickeln und zu erkennen, welche Bedeutung Zusatzfaktoren haben können und wie sie die Primärlegasthenie beeinflussen.
3. Was ist Dyskalkulie?
Als Dyskalkulie bezeichnet man Schwierigkeiten der Kinder im Umgang mit Zahlen, Zahlenräumen und Grundrechenoperationen. Die Ursachen liegen noch weitgehend im Ungewissen, da sich die Forschung erst seit kurzem intensiv mit dieser Problematik beschäftigt. Man nimmt aber an, dass sie ähnliche Ursachen wie die Legasthenie hat.
4. Wann kann man als Laie eine Legasthenie/Dyskalkulie vermuten, und wie kann man sie erkennen?
Wenn es bei offensichtlich intelligenten Kindern unerwartet zu Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens, Lesens und/oder Rechnens kommt, sollte man eine mögliche Legasthenie oder Dyskalkulie in Betracht ziehen und zunächst Beobachtungen anstellen. Typischerweise zeigt sich bei betroffenen Kindern eine auffällige, zeitweise Unaufmerksamkeit beim Umgang mit Buchstaben oder Zahlen, während sie in anderen Bereichen aufmerksam sind. Zudem werden verschiedene Schwierigkeiten mit Buchstaben, Wörtern oder Zahlen beobachtet.
5. Wann spricht man von einer Legasthenie?
Von einer Legasthenie spricht man, wenn sich bei Kindern beim Erlernen des Schreibens und Lesens Probleme ergeben, die durch differente Sinneswahrnehmungen hervorgerufen werden. Dies führt zu einer zeitweisen Unaufmerksamkeit beim Schreiben und Lesen, die wiederum zu Wahrnehmungsfehlern führt.
6. Ist Legasthenie und Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) das Gleiche?
Es gibt unterschiedliche Gründe für Probleme beim Schreiben und Lesen, daher muss man verschiedene Arten unterscheiden. Bei einer Legasthenie, auch spezielle Lese-Rechtschreibschwäche genannt, handelt es sich um eine genetische Anlage, die ein Leben lang besteht und durch spezielles Training verbessert werden kann. Die Lese-Rechtschreibschwäche ist dagegen eine erworbene, oft vorübergehende Problematik, die durch psychische oder physische Ereignisse verursacht wird.
7. Wann kann man eine Legasthenie/Dyskalkulie feststellen?
Der früheste Zeitpunkt liegt in der zweiten Hälfte der ersten Schulstufe. Das Kind muss sich bereits ausreichend mit Buchstaben und Zahlen auseinandergesetzt haben. Im Vorschulalter können zwar differente Sinneswahrnehmungen festgestellt werden, diese führen aber nicht zwingend zu einer Legasthenie oder Dyskalkulie.
8. Wer stellt eine Legasthenie/Dyskalkulie fest?
Legastheniespezialisten wie diplomierte Legasthenietrainer können auf pädagogischer Ebene anhand von Testverfahren eine eventuelle Legasthenie, LRS oder Dyskalkulie feststellen. Eine ausführliche Anamnese ist dabei unerlässlich. Bei Verdacht auf zusätzliche Probleme sollten Fachleute aus Medizin und Psychologie hinzugezogen werden.
9. Kann man mittels eines Intelligenztests eine Legasthenie feststellen?
Ein Intelligenztest misst die Intelligenz eines Menschen, gibt aber keinen Aufschluss über eine Legasthenie. Kinder mit niedrigem IQ werden nicht als Legastheniker, sondern als kognitiv minderbegabt bezeichnet. Oft werden Diagnostiken mittels Intelligenztest fälschlicherweise als Bedingung für finanzielle Förderungen verlangt.
10. Muss bei einem Verdacht auf Legasthenie unbedingt ein Lese-Rechtschreibtest gemacht werden?
Die Leistungen legasthener Kinder variieren stark mit ihrer momentanen Verfassung. Sie können bei Tests kaum Fehler machen und am nächsten Tag deutlich schlechter abschneiden. Daher sind langfristige Beobachtungen und Fehleranalysen über einen längeren Zeitraum aufschlussreicher.
11. Was ist die multiaxiale Diagnostik?
Bei Verdacht auf eine Sekundärlegasthenie müssen neben der pädagogischen Förderung auch psychologische oder medizinische Interventionen erfolgen. Die multiaxiale Diagnostik bedeutet die parallele Abklärung der Problematik durch Pädagogen, Psychologen und Mediziner.
12. Wie unterscheidet sich die Primärlegasthenie von der Sekundärlegasthenie?
Die Primärlegasthenie hat genetische Ursachen und erfordert pädagogisch-didaktische Förderungen. Die Sekundärlegasthenie entsteht, wenn zusätzlich psychische oder physische Probleme vorliegen. Hier sind neben pädagogischen auch medizinische und therapeutische Maßnahmen notwendig.
13. Haben alle legasthenen Kinder eine Konzentrationsstörung, und sind alle legasthenen Kinder auch hyperaktiv?
Unaufmerksamkeit und Unruhe sind oft Begleitsymptome der Legasthenie, resultierend aus Überforderung. Diese werden manchmal fälschlicherweise als eigenständige Krankheitsbilder interpretiert. Es kann jedoch auch vorkommen, dass legasthene Kinder zusätzlich an echten Konzentrationsstörungen oder Hyperaktivität leiden.
14. Wie unterscheidet man Wahrnehmungsfehler von Rechtschreibfehlern?
Wahrnehmungsfehler entstehen durch differente Sinneswahrnehmungen beim Schreiben oder Lesen bekannter Wörter. Rechtschreibfehler resultieren aus mangelndem Regelwissen oder Unkenntnis des Wortes.
15. Ist man ein Leben lang Legastheniker?
Eine Legasthenie bleibt ein Leben lang bestehen, kann aber durch spezielle Förderung gut bewältigt werden. Betroffene müssen oft lernen, mit fehlendem Verständnis ihrer Umwelt umzugehen und ungerechtes Verhalten zu verzeihen.
16. Wie hoch ist die Anzahl der von Legasthenie betroffenen Menschen?
Die genaue Anzahl ist schwer zu ermitteln, da viele Fälle unentdeckt bleiben. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 15% der Weltbevölkerung betroffen sind.
17. Welche allgemeine Unterstützung benötigt der legasthene Mensch?
Neben rechtzeitiger Erkennung und individueller Förderung ist Verständnis in der Umgebung des Kindes von größter Bedeutung für den Erfolg.
18. Welche Methode hat sich in der Förderung besonders bewährt?
Da Legasthenie individuell unterschiedlich ist, muss auch die Förderung vielseitig sein. Eine Kombination aus Schärfung der Sinneswahrnehmungen, Verbesserung der Aufmerksamkeit und speziellem Symptomtraining hat sich bewährt.
19. Warum reicht eine vermehrte Übung im Schreib-, Lese- und Rechenbereich nicht aus?
Weil diese Übungen nur die Symptome behandeln, nicht aber die Ursachen. Ohne gezielte Interventionen entsteht beim Kind Frust durch ausbleibende Erfolge.
20. Sind technische Hilfsmittel für legasthene Kinder ein Vorteil?
Technische Hilfsmittel wie Computer können unterstützend wirken, ersetzen aber nicht die individuelle Förderung. Sie sollten als Ergänzung betrachtet werden.
21. Haben legasthene Kinder auch mit Fremdsprachen Probleme?
Nicht immer, aber viele legasthene Kinder zeigen auch Schwierigkeiten beim Erlernen von Fremdsprachen.
22. Wer hilft und unterstützt Eltern bei der Förderung?
Diplomierte Legasthenietrainer bieten fachliche Hilfe sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kindern, Eltern, Lehrern und Spezialisten ist essentiell.
23. Wer kommt für die Kosten einer außerschulischen Förderung auf?
Im deutschsprachigen Raum gibt es keine einheitlichen Richtlinien. In Österreich besteht theoretisch die Möglichkeit einer erhöhten Familienbeihilfe, in Deutschland können unter bestimmten Voraussetzungen die Jugendämter die Förderung übernehmen.
24. Warum kann nicht jeder Lehrer eine Legasthenie/Dyskalkulie erkennen?
Weil nicht alle Lehrer ausreichend für diese Problematik sensibilisiert sind. Gut informierte Lehrer entwickeln jedoch einen positiven Umgang mit betroffenen Kindern und berücksichtigen ihre Schwierigkeiten in der Notengebung.
25. Warum hört man oft im Zusammenhang mit der Legasthenie von Schwäche, Störung, Krankheit oder gar Behinderung?
Da Legasthenie von der WHO als Krankheit definiert wird, jedoch keine Krankenkasse pädagogisch-didaktische Förderung bezahlt, sollte man von solchen Begriffen Abstand nehmen, um Missverständnisse zu vermeiden.
26. Warum stößt man als Interessierter auf so unterschiedliche Auffassungen in Fachkreisen?
Die historische Entwicklung und fehlende Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Psychologen und Pädagogen führen zu unterschiedlichen Ansichten und mangelnder Einheitlichkeit in Diagnose und Behandlung.
27. Warum suchen viele Eltern zuerst beim Mediziner oder Psychologen Rat und Hilfe?
Weil legasthene Kinder oft erst erkannt werden, wenn emotionale Probleme auftreten. Statt die benötigte pädagogisch-didaktische Unterstützung zu bieten, werden sie häufig zum Arzt oder Psychologen geschickt.
28. Wer ist von zentraler Bedeutung für die Feststellung, Beratung und Förderung?
Die Schule und ihre Pädagogen sollten eine zentrale Rolle spielen, da sie die ersten sind, die auf legasthene Kinder stoßen. Spezialisten in Schulen können in Kooperation mit Kollegen und Eltern effektive Hilfe leisten.
29. Warum gibt es Menschen, die in Frage stellen, ob es eine Legasthenie überhaupt gibt?
Einige Menschen möchten sich nicht mit der komplexen Problematik auseinandersetzen oder leugnen sie, um keine Interventionen setzen zu müssen.
30. Warum werden die besonderen Fähigkeiten der legasthenen Kinder immer ignoriert?
Weil in Schulen oft nur die Leistungen im Schreiben, Lesen und Rechnen zählen. Die Intelligenz wird fälschlicherweise daran gemessen, wodurch andere überdurchschnittliche Fähigkeiten der Kinder übersehen werden.
Fazit
Legasthenie und Dyskalkulie sind komplexe Lernherausforderungen, die Verständnis, Geduld und gezielte Unterstützung erfordern. Als Eltern und Lehrer können Sie einen entscheidenden Beitrag leisten, indem Sie betroffene Kinder ermutigen, ihre Stärken entdecken und ihr volles Potenzial entfalten.
Gemeinsam können wir den Unterschied machen.