Schriftart: Tiresias

Schriftart: Tiresias

tiresias

Tiresias war ein blinder Prophet in der griechischen Mythologie. Tiresias ist auch der Name eines Fonts, der für schlechtsehende Menschen entwickelt wurde. Als Dr. Gill eines Abends die Untertitelung seines Fernsehers einschaltete, merkte er, dass die Schrift nicht besonders leserlich sei. Das wollte er ändern. Dr. Gill schaute mehr als 4000 Fonts an, aber keiner gefiel ihm. Daher entwickelte er zusammen mit dem Royal National Institute for the Blind (RNIB) in Großbritannien die Tiresias-Fontfamilie. Typografen verurteilten diese Schrift der Ästhetik wegen, aber Dr. Gill konterte, dass es ihm nicht um die Schönheit der Schrift ginge, sondern darum wie lesbar sie sei.
Aus diesem Grund wird Tiresias auch für legasthene Menschen empfohlen. Tiresias ist eine serifenlose Schriftart. Sie umfasst alle Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen, Satzzeichen, mathematische Symbole, einige diakritische und Sonderzeichen. Die Buchstaben sind gut voneinander zu unterscheiden. Auch bei einer kleinen Schriftgröße sind die Buchstaben noch gut zu lesen. Der Abstand zwischen den Buchstaben ist etwas größer. Es gibt insgesamt 6 verschiedene Versionen:

  • Tiresias Infofont: für den Einsatz auf Hinweisschildern zur Verbesserung der Lesbarkeit, z.B. Etiketten, Fahrscheine, usw. Die Charaktere und Buchstabenformen wurden entwickelt, um maximale Lesbarkeit bei einem Leseabstand von etwa 30 bis 100 cm zu erreichen. Tiresias Infofont gibt es als normal, normal-kursiv und fett.
  • Tiresias Keyfont: für die Beschriftung von Tasten, z.B. Computer, Taschenrechner, Türsprechanlage, Fahrscheinautomaten, usw.
  • Tiresias LP-Font (LP = Large Print): Dieser Font wurde für Großdruck-Publikationen entwickelt. Tiresias LP gibt es als normal, normal-kursiv und fett.
  • Tiresias PC-Font: für den Einsatz am Computer. Die einzelnen Buchstaben haben eine klare Form, die auch bei kleiner Schrift noch gut leserlich ist. So sind z.B. das kleine „l“, die Ziffer „1“ und das große „I“ sehr gut voneinander zu unterscheiden.
  • Tiresias Screenfont: Dieser Font wurde ursprünglich für Untertitel in Großbritannien entwickelt. Wie der PC-Font sind die Buchstaben gut lesbar. Dieser Font wurde auch getestet und schließlich europaweit als Font für Untertitel eingeführt.
  • Tiresias Signfont: Dieser Font ist für den Einsatz auf großen Hinweisschildern entwickelt.

Tiresias war anfangs ein kostenpflichtiger Font. Inzwischen wird sie kostenlos (free software) angeboten und darf weitergegeben und/oder verändert werden unter den Bedingungen der GNU General Public License. Die Tiresias-Fonts können hier einzeln heruntergeladen werden oder hier als kostenloser Komplettdownload.
Der einzige Nachteil ist, dass Tiresias kein Fibel-a hat. Dadurch ist dieser Font für die Arbeit mit Leseanfängern nur bedingt geeignet, sicher aber für die Arbeit mit legasthenen Jugendlichen und Erwachsenen.

 

Lesen Sie auch:

Teil 1: Schriftarten für legasthene Menschen

Teil 2: OpenDyslexic

Teil 3: Andika Basic

Teil 4: Lexia Readable

 

Schlagworte: , , ,
0 comments on “Schriftart: Tiresias
8 Pings/Trackbacks für "Schriftart: Tiresias"
  1. […] Tiresias war ein blinder Prophet in der griechischen Mythologie. Tiresias ist auch der Name des Fonts, den wir heute vorstellen. Tiresias wurde für schlechtsehende Menschen entwickelt. Als Dr. Gill eines Abends die Untertitelung seines Fernsehers einschaltete, merkte er, dass die Schrift nicht besonders leserlich sei. Das wollte er ändern. Dr. Gill schaute mehr als 4000 Fonts an, aber keiner gefiel ihm. Daher entwickelte er zusammen mit dem Royal National Institute for the Blind (RNIB) in Großbritannien die Tiresias-Fontfamilie. Typografen verurteilten diese Schrift der Ästhetik wegen, aber Dr. Gill konterte, dass es ihm nicht um die Schönheit der Schrift ginge, sondern darum wie lesbar sie sei. Aus diesem Grund wird Tiresias auch für legasthene Menschen empfohlen. Tiresias ist eine serifenlose Schriftart. Die Buchstaben sind gut voneinander zu unterscheiden. Auch bei einer kleinen Schriftgröße sind die Buchstaben noch gut zu lesen. Der Abstand zwischen den Buchstaben ist etwas größer. WEITERLESEN […]

Top